Das Geheimnis von Cape Breton

Eine Gegend die ich oft befahre ist Cape Breton in Nova Scotia. Dort befindet sich im Norden der Faehrhafen zu Neufundland, genauer in North Sydney. Eigentlich ist die Strecke aus wirtschaftlicher Sicht nicht so genial, da es ueber steile Berge und ausschliesslich eine zweispurige Landstrasse geht - was sich negativ auf die Fahrzeit auswirkt und damit auf die Bezahlung. Trotzdem fahren wir "Clarkys" diese Trips ganz gerne, die Gegend ist einmalig in Kanada. Und viel Stress erwartet uns in North Sydney auch nicht: Trailer im Hafen abstellen, neuen Trailer aufnehmen und ab die Post. Bequeme Angelegenheit also - solange es nicht Winter ist. Im Winter herrschen auf Cape Breton immer wieder unkalkulierbare Wetterverhaeltnisse mit Blowing Snow, Schneestuermen der aergsten Sorte und eisige Fahrbahnen, also alles was man sich nicht wuenscht. Und alles von diesen Dingen habe ich dort schon erlebt. Sichtweiten von weniger als 3 Meter, stehenbleiben ausgeschlossen da kein Platz zum stoppen. Scheint jedoch die Sonne ist eine der schoensten Routen die es hier so gibt, was man im Sommer auch an den Unmengen Touristen erkennen kann, die die Routen dann regelmaessig mit ihren Wohnmobilen bevoelkern.

Eigentlich ist Cape Breton eine echte Insel, wurde jedoch 1955 mit einem aufgeschuetteten Damm - dem Canso Causeway - mit Nova Scotia verbunden. Wirtschaftlich wurde Cape Breton durch Stahl und Kohle gross, beides jedoch ist so gut wie nicht mehr vorhanden, daher setzen die Einwohner verstaerkt auf den Tourismus. Ueberlaufen ist die Insel trotzdem noch lange nicht und ein Besuch ist zu empfehlen wenn man sich in Ostkanada befindet.
Allein der Capot Trail wird von Motoradfahrern aus aller Welt geschaetzt und ist neben dem Transcanada Highway die zweite wichtige Strasse. Viel mehr Hauptrouten gibt es auf der ca. 10.000 qm Insel auch nicht.

Links sieht man die Bruecke ueber die wir dann die North Sydney Area erreichen. Praktischerweise sind einige geniale Aussichtspunkte angelegt worden wo man auch mit einem Truck parken kann. Wenn man im Sommer hier morgens die Vorhaenge aufzieht erwartet einen genau diese Aussicht. Hier befindet sich der Cape Breton Highland Nationalpark inkl. der hoechsten Erhebung Nova Scotias. Das letzte Passstueck ist so steil, dass unsere Trucks nur mit viel Muehe hinaufkommen bei zulaessigen Gesamtgewichten von 50 Tonnen oftmals nur mit 20 bis 30 km/h. Wer hier nicht flott schaltet hat verloren und bergab mit vollen Gewicht ist im Winter oft genug ein echter "Kickgeber".

Ein weiterer Stimmungsaufheller fuer Trucker: Auf Cape Breton gibt es keine Waagen. Weder private noch welche von der DOT. Die erste DOT Waage befindet sich direkt hinter dem Damm der die Insel mit dem Festland verbindet. Immer wieder lustig wenn man einen vollen Neufundlandtrailer dabei hat und nicht die geringste Ahnung wie schwer der Fuchs denn ueberhaupt ist. Die Antwort erhaelt man dann von den DOT Beamten deren Waage fast immer geoeffnet ist. Bis heute wurde ich jedoch immer freundlich durchgewunken und das kann auch ruhig so bleiben. So eng sehen die Jungs das hier im Norden eh nicht: Des oefteren sieht man die Holzfahrer seelenruhig an der Waage Baumstaemme von ihren Trailern werfen. Sie werfen einfach so lange Ladung ab bis das Gewicht stimmt. Ein kleiner Plausch mit den Beamten und weiter gehts in eine der Papierfabriken mit den Staemmen die uebrig sind. Das Leben kann so einfach sein.

So tankt man auf Cape Breton! Die Zapfpistole scheint ehemals fuer Flugzeugbetankungen entwickelt worden zu sein. Solche handlichen Zapfpistolen sieht man aber oefter in laendlichen Gegenden wo altes noch repariert wird anstatt weggeworfen. Die Apparatuer ist mit einem armdicken Schlauch mit der Zapfsaeule verbunden und erfordert viel Einsatz um das unwillige Konstrukt in die Tankoeffnung eines "modernen" Trucks zu bugsieren. Selbstredend, dass man den Hebel nicht feststellen kann; er aber so viel Widerstand bietet, dass man nach dem Tankvorgang erstmal die Finger entkrampfen muss (man presse einmal eine rohe Kartoffel mit blossen Haenden aus, so in etwa kann man sich das vorstellen).


Arbeitsalltagmaessig gibt es ansonsten nicht viel mehr ueber diese Gegend zu berichten. Wir bringen Trailer zur Faehre die diese dann nach Neufundland verschifft wo sie ein Kollege dann zum Bestimmungsort bringt - und anders herum. Hin und wieder fahren wir auch komplett nach Neufundland - darueber dann zu einem spaeteren Zeitpunkt mehr. Insgesamt ein recht lockerer Job wenn er auch ein bisschen Zeit frisst. Diese Touren sind immer gute "Lueckenfueller" um noch ein paar Meilen auf die Uhr zu bekommen. Eine Hin- und Rueckfahrt von Halifax beispielsweise fuellt einen Arbeitstag schon sehr gut aus. Und ausserdem wollte ich auch mal einen Artikel ueber Kanada schreiben und irgendwie die Fotos loswerden :-)

Und was ist nun das Geheimnis werden sich einige fragen? Was wohl kaum jemand wusste: Der Erfinder des guten alten Telefons Alexander Graham Bell kam von Cape Breton, aus der Ortschaft Baddeck. Hier hat er wohl lange ueberlegt wie er nur mit dem Rest der Welt in Kontakt treten koennte - was ihm ja letztendlich auch gelang.

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blubb